Mit dem ENYAQ iV auf Langstrecke
Ferienzeit ist oft auch Langstreckenzeit. Im Gegensatz zu den meisten Fahrten im Alltag werden hier nämlich für einmal tatsächlich weite Distanzen mit dem Auto zurückgelegt. Für viele Neulinge der Elektromobilität und auch für viele Umsteigewillige ist die Langstrecke mit einem Elektroauto jedoch noch oft mit Angst und Sorge besetzt. In diesem Blogbeitrag teilt Matthias Speicher seine wichtigsten Erkenntnisse, Tipps und Tricks mit dem Skoda ENYAQ iV auf der Langstrecke.
Wie weit komme ich mit einer Batterieladung? Finde ich immer eine Lademöglichkeit? Verkommt die Fahrt in den Urlaub wegen ständiger Ladepausen und Tempo 80 auf der Autobahn zum Horrortrip? Dies sind nur einige der vielen Fragen, die hier aufkommen. Nach über 15’000 Kilometer mit dem Skoda ENYAQ iV, davon etliche auf langen Strecken, kann ich dir versichern: Wenn du ein paar Ratschläge beherzigst, kannst du deine Sorgen getrost daheim lassen und die Fahrt geniessen.
Vor der Fahrt: Gut geplant ist halb gewonnen
Voll geladen losfahren
Simpel aber wahr: Lade dein E-Auto vor der Langstreckenfahrt auf 100% auf. Keine Angst, das schadet deiner Batterie nicht. Denn das so genannte BMS – Batterie- Management-System – deines E-Autos schützt die Batterie vor Schäden. Ich mache das bei meinem ENYAQ immer am Abend vorher und fahre dann zeitnah am nächsten Tag los. So hast du zu Beginn der Fahrt die maximale Reichweite und vermeidest einen wenig effizienten Schnellladestopp mit kalter Batterie zu Beginn der Fahrt. Mehr zum Laden von kalten Batterien findest du in diesem Blogbeitrag.
Die Richtige App für die Ladeplanung
Zu einem Elektroauto gehört eine gute Ladeplanung in der Navigationssoftware. Leider ist diese beim Skoda ENYAQ, sofern du noch nicht die neue Software ME3 aufgespielt hast, eher bescheiden oder um ehrlich zu sein, nahezu unbrauchbar. Daher setze ich auf eine spezielle App. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Zu den bekannten Apps zählen ABRP = a better route planner (iOS & Android) und PUMP (nur iOS). Beide bieten dank Android Auto oder Apple Carplay auch die Anzeige der Strecke und Daten auf dem grossen Display im ENYAQ. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit PUMP gemacht und damit immer sicher navigiert, nachgeladen und mein Ziel auch in der geschätzten Zeit erreicht.
Exkurs: Ladeplanung Skoda ENYAQ iV vor ME3
Die Ladeplanung mit dem Skoda Navigationssystem macht leider keine Freude. Oft werden zu langsame Ladesäulen angewählt und falsche Ladezeiten berechnet.
Eine zuverlässige Ladeplanung ist damit derzeit nicht möglich. Skoda verbessert dies deutlich mit der neuen Software, die bald als Update auf alle ENYAQs aufgespielt wird, die sie noch nicht haben. Mit ME3 ist die in die Navigation integrierte Ladeplanung richtig gut und hilfreich geworden.
Vergleichsbeispiel Skoda vs. PUMPAuf den nebenstehenden Bildern kannst du die Ladeplanung für eine Fahrt von Zürich nach Bari vergleichen. Die Skoda Navigation plant für die Fahrt nach Süditalien vier Ladestopps, davon drei an 50 Kilowatt Ladesäulen. Weder kann der ENYAQ da mit der maximalen Leistung von bis zu 125 Kilowatt laden, noch reicht die veranschlagte Zeit für die geplante Lademenge an einer Ladesäule mit "nur" 50 bis 60 Kilowatt. Im Gegensatz dazu die viel realistischere Planung mit PUMP mit drei Ladestopps and schnellen 300 Kilowatt HPC-Ladern. Hier machen sowohl die eingeplanten Schnellladestationen also auch die Ladezeiten Sinn. |
Schluss mit Ladekartenpoker: die passende Ladekarte wählen
Ich kann mich erinnern, in der Anfangszeit der Elektromobilität mit mehr als einem halben Dutzend Ladekarten unterwegs gewesen zu sein, um bei den Ladesäulen der unterschiedlichen Anbieter den Ladevorgang starten zu können. In der Zwischenzeit hat sich der Wald deutlich gelichtet und viele Ladeserviceanbieter bieten europaweit Einheitstarife an, unabhängig von den verschiedenen Ladenetzbetreibern. Am besten entscheidest du dich für eine oder maximal zwei Ladekarten mit europaweit gültigen Fixkosten, um böse Überraschungen auf dem Kontoauszug zu vermeiden. Oft bekommt man die Karte auch als kleinen Badge für den Schlüsselanhänger und eine App (mit der du die Säule auch freischalten kannst) hat auch jeder Anbieter. Ich bin mittlerweile mit dem Skoda eigenen Tarif «Powerpass» unterwegs. Damit habe ich zu einheitlichen Preisen in ganz Europa Zugang zu einem dichten Ladenetz bestehend aus zahlreichen Anbietern.
Sinnvolle Pausen gegen die Reichweitenangst!
Diese herrliche Wortschöpfung für die Elektromobilität namens Reichweitenangst. Ich schmunzle immer, wenn ich es höre. Das Thema ist überbewertet, denn meine Frau und ich haben eines schnell bemerkt: Die Blase ist eher voll als die Batterie leer ist!
Bei einer Geschwindigkeit von 120 – 130 km/h verbraucht mein ENYAQ durchschnittlich 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Wenn ich mit meinem 70 Kilowattstunden Akku mit 10-15% Restlademenge an eine Ladesäule fahre, bin ich also schon über 300 Kilometer gefahren. Nach dieser Distanz ist ein Zwischenstopp für Bio-, Kaffee- und Snackpause für alle Beteiligten einfach nur sinnvoll. Dabei wirst du etwas bemerken: Deine Pause ist meistens länger als der Ladevorgang auf 80%.
Die richtige Ladetaktik
Erfahrungsgemäss braucht es 30 -35 Minuten an einem 150 Kilowatt Schnelllader, um den ENYAQ von 10% auf 80% zu laden. So viel Pause solltest du dir auf jeden Fall gönnen und – Hand aufs Herz – meistens dauert es sowieso so lange.
Schnellladen zwischen 10-80 Prozent
Wichtig ist, dass die Batterie weniger als 20% - ideal um 10% - Restinhalt hat. Nur eine leere und warme Batterie kann schnell laden und nur so erreichst du auch die bis zu 125kW Ladeleistung. Bei einem warmen Akku über 20 Grad (keine Anzeige im Fahrzeug) und einem State of Charge (SoC) unter 10% erreicht mein Skoda ENYAQ iV unabhängig von der Jahreszeit einen Ladepeak von 125 Kilowatt. |
Wenn der Akku kälter und der SoC über 15% ist, liegt der Peak bei circa 90 Kilowatt. Warum das so ist und Schnellladen auch nur bis 80% Ladestand Sinn macht, erklärt GOFAST gut in diesem Blogbeitrag. Übrigens, die CCS-Schutzabdeckung, die auf den Gleichstromanschlüssen Deines ENYAQ sitzt, kannst du ganz einfach im Ladedeckel verstauen. Drücke sie einfach in die Mitte des schwarzen Kunststoffeinsatzes. Dann baumelt sie nicht an der Karosserie herum. |
Behalte eine Reserve und damit die Nerven
Noch ein kleiner, aber wichtiger Tipp: Auch wenn es verlockend ist, fahre die Batterie nicht auf 5% oder weniger leer. Behalte eine Reserve, denn ab und an funktionieren Ladesäulen nicht. Manchmal fällt auch ein kompletter Standort mit mehreren Säulen aus. Es ist selten, doch möglich. Dann bist du froh, wenn du noch Reichweite hast, um einen anderen Ladeort zu erreichen. Vorher aber unbedingt die Hotline des Ladesäulenbetreibers anrufen, wenn eine Säule nicht funktioniert. Oft kann eine Säule aus der Ferne neu gestartet werden und funktioniert dann wieder.
Lade nur so viel, wie du brauchst
Manchmal kannst du es drehen und wenden, wie du willst, es reicht nicht bis zum Ziel. Du musst noch einmal laden und das kann mitunter etwas frustrierend sein. In diesem Fall gilt die Regel: Lade nur so viel, wie du brauchst, um dein nächstes Zwischenziel oder das finale Ziel zu erreichen. Eine App wie PUMP zeigt dir das auch an. Hier kannst Du sogar einstellen, mit wie viel Prozent du am Ziel ankommen möchtest. Dann kann es sein, dass du nur bis 60% auflädst. Das ist besonders dann hilfreich, wenn die Ladesäule langsamer ist als du laden könntest. Warum unnötig lange an einer 50kW-Säule stehen, wenn du mit bis zu 125kW laden kannst.
Hypermiling light
Ich gebe es zu: Seit ich elektrisch unterwegs bin, fahre ich langsamer, denn der Verbrauch steigt exponentiell mit der Geschwindigkeit. Ich fahre daher nie schneller als 130km/h, auch wenn es erlaubt ist. Dabei komme ich nicht wirklich viel später an mein Ziel und ich bin erst noch entspannt und sofort wieder zu neuen Taten bereit. Eine Temporeduktion kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn du kurz vor dem Ende einer Fahrt oder der ohnehin geplanten Pause nicht noch einmal «Zwischenladen» möchtest. Zeit verlierst du dabei nur wenig, ersparst dir aber einen unnötigen Halt. Die Extremform dieses Fahrens ist als «Hypermiling» bekannt, wo versucht wird mit einer Batterieladung möglichst weit zu fahren. Hier geht es aber nicht darum mit 80km/h auf der Autobahn zu fahren, vielleicht aber mit 100km/h. Nennen wir es Hypermiling light. Auf diese Weise sind schnell 30-50 zusätzliche Kilometer gewonnen.
Am Ziel ankommen und aufladen
Mit diesen Tipps und Tricks kommst du garantiert sicher und entspannt an Dein Ziel. Apropos Ziel. Wähle doch schon vorab bei der Buchung ein Hotel, BnB oder wo auch immer du übernachtest mit Lademöglichkeit. Das ist dann Entspannung pur. Jeden Abend einstecken, aufladen und keine Sorgen haben. Und wenn die Ferien oder der Aufenthalt vorbei sind, kannst du dort wie zu Beginn Deiner Fahrt wieder auf 100% laden und mit maximaler Reichweite auf die Rückreise gehen.
Und wenn du noch mehr Tipps & Tricks rund um Deinen Skoda ENYAQ iV haben möchtest, schau doch einmal bei meinem YouTube Kanal «Speicher elektrisiert» vorbei.