Schein und Sein beim Cupra Tavascan VZ
Das erste vollelektrische SUV-Coupé der SEAT Tochter Cupra gilt als das aufregendste Modell der MEB-Familie des Volkswagen Konzerns. Wir haben getestet, ob der sportliche Spanier hinter dem offensichtlichen Schein auch mit inneren Werten glänzen kann. Natürlich waren wir auch an seiner Performance bei Ladeplanung und Schnellladen interessiert - und wurden dabei positiv überrascht.




Effektvolle Designsprache
Von SEAT wurde er als neuer Held für eine neue Ära angepriesen – nicht zuletzt wohl aufgrund des durchaus mutigen Designs, das ihn klar von den etwas biederen VW Geschwistern abhebt. Besonders die Front hat es in sich: Kantige Linien, markante Lufteinlässe und die tief heruntergezogene Motorhaube, unter der geschlitzte Scheinwerfer aufblitzen, geben dem Wagen ein sportlich-aggressives Erscheinungsbild.
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Die charakteristischen Linien ziehen sich auch bei den taillierten Seiten bis zum Heck durch, das dann etwas weniger dynamisch ausfällt und an das Coupé des Skoda Enyaq iV erinnert. Unterstützt wird die Designsprache von futuristischen Beleuchtungselementen, die sowohl innen als auch aussen immer wieder die Dreiecksformen des Cupra-Brand in Szene setzen. So strahlt einem an Front und Heck je ein beleuchtetes Cupra-Logo entgegen, die Scheinwerfer sind mit drei dreiecksförmigen LED-Modulen ausgestattet und sogar die Innenverkleidungen der Türen funkeln wie ein Sternenhimmel aus Cupra-Dreiecken. Es wird klar: Der Tavascan übt sich nicht in vornehmer Zurückhaltung, sondern will nur schon mit seinem Äusseren imponieren. |
VZ für Veloz
Doch auch die inneren Werte des Cupra Tavascan VZ haben es in sich. VZ steht für veloz, was auf spanisch so viel wie «schnell» bedeutet. Und so ist die von uns getestete VZ Variante nicht nur die performanteste Tavascan-Version, sondern mit ihren 250 kW (340 PS) auch das leistungsstärkste SUV der MEB-Familie. Um diese Leistung zu erreichen, wurde auf der Hinterachse der Elektromotor des VW ID.7 mit 210 kW (286 PS) verbaut, während die Vorderachse durch einen zusätzlichen Elektromotor mit 80 kW (109 PS) angetrieben wird. Mit diesem Antrieb sprintet der Wagen in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit ist bei 180 km/h abgeriegelt. So viel Power macht sich beim Fahren dann auch auf erfreuliche Weise bemerkbar.
Rallye-Gefühle auf der Passstrasse
Obwohl im Fahrverhalten grundsätzlich mit den anderen Fahrzeugen mit MEB-Plattform vergleichbar, wird beim Tavascan mit einem strafferen Fahrwerk ein stärkerer Fokus auf Performance gelegt. Die Cupra-typische Dynamik kann zudem über verschiedene Fahrmodi angepasst werden. Besonders die Modi Performance und CUPRA zeigen eine sensiblere Gaspedalreaktion mit einem entsprechend aggressiven Ansprechverhalten, sowohl bei Beschleunigung als auch Rekuperation.
Daneben gibt es mit den Fahrmodi Comfort und Range auch Einstellungen, die auf ein ausgewogeneres Fahrerlebnis und verbrauchsoptimiertes Fahren ausgelegt sind. Für die Allradversion wurde zudem der Modus Traction entwickelt, der für eine verbesserte Bodenhaftung auf rutschigen Oberflächen sorgen soll. Wer auf einer kurvenreichen Passstrasse gerne mal den Rallye-Piloten rauslassen möchte, kommt mit dem Kraftpaket durchaus auf seine Kosten. Trotz dem hohen Gewicht von über 2,2 Tonnen hat der Wagen dank dem tiefen Schwerpunkt und dem relativ breiten Stand auch in Kurven eine gute Traktion und bleibt stabil. |
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Hü und Hott im Performance-Modus
Mit dem unmittelbaren Drehmoment von 545 Nm lassen sich schwindelerregende Beschleunigungen erleben – und zwar durchaus im wörtlichen Sinn. So musste unser Autor nach der Anfangseuphorie im Performance Modus auf etwas mehr Fahrkomfort umschalten, um die Probefahrt nicht kreidebleich wie nach einer Achterbahnfahrt zu beenden. Vielleicht ist die Erfahrung nicht repräsentativ, aber die Sportlichkeit des Tavascan kann auch seine Schattenseiten haben. Die Sensibilität des Gaspedals sowohl in Richtung Beschleunigung als auch zur Rekuperation beim Loslassen sorgt für ein gewisses Hü und Hott, das sich auf den Fahrkomfort auswirkt. Auch beim Bremsverhalten gibt es Abzüge. Das Bremsen wirkt wenig intuitiv und hat eine unnatürliche Verzögerung. Andere Tester vermuten hier eine nicht optimale Abstimmung zwischen regenerativem und hydraulischem Bremsen. Eine hilfreiche Besonderheit sind die hinter dem Lenkrad angebrachten Schaltwippen zum Einstellen der gewünschten Rekuperation in vier Stufen. Von den MEB-Modellen verfügt einzig der Tavascan VZ serienmässig über diese praktische Funktion, die eine dynamische Anpassung der Rekuperation nach Vorlieben und Fahrprofil ermöglicht.
Verhältnismässig moderater Verbrauch
Der durchschnittliche Verbrauch auf unserer Testfahrt über rund 250 Kilometern mit gemischtem Fahrprofil und frühlingshaften Temperaturen um 15 Grad betrug 18,6 kWh/100 km. Bei sportlichem Fahrstil bergauf oder auf der Autobahn kann der Verbrauch gut auch mal über 22 kWh/100 km klettern. Bei gezielt ökonomischer Fahrweise bei milden Temperaturen dürften aber auch Werte unter 17 kWh/100 km möglich sein. Trotz seiner Leistungsfähigkeit ist der Cupra Tavascan damit ziemlich effizient unterwegs. Die VZ Version verfügt über eine Batterie mit einer Nettokapazität von 77 kWh, mit der gemäss WLTP-Zyklus eine Reichweite von bis zu 512 Kilometern möglich sein soll. Realistisch sind wohl eher Reichweiten zwischen 400 und 470 Kilometern.
Ladeplanung und Ladeperformance
Ein grosses Plus für die Ladeplanung und Ladeeffizienz ist das gegenüber früheren Softwareversionen deutlich verbesserte Batterie-Thermomanagement, das dafür sorgt, dass die Batterie optimal auf einen Schnellladevorgang vorkonditioniert wird. Die Vorkonditionierung erfolgt dabei sowohl automatisch bei Eingabe einer Schnellladestation als Ziel im Navi als auch manuell über das entsprechende Menü im Infotainmentsystem. Auf dem Display wird während des Aufwärmvorgangs die aktuelle Schnellladefähigkeit und die verbleibende Zeit bis zur optimalen Temperatur angezeigt. Mit der vorgängigen Batterieheizung wird sichergestellt, dass auch bei kälteren Temperaturen beim Schnellladen möglichst hohe Leistungen möglich sind. In unserem Ladetest am GOFAST Schnellladehub im Metalli-Parkhaus in Zug hat dies denn auch wunschgemäss funktioniert.

Der Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent dauerte knapp 29 Minuten, und die Kurve zeigte über eine längere Zeit eine maximale Ladeleistung von 137 kW, was sogar leicht über den im Katalog angegebenen 135 kW liegt. Beim aktuellen Verbrauch von 18 kWh pro 100 km konnten in einer halben Stunde also über 300 Kilometer nachgeladen werden. Die durchschnittliche Ladeleistung lag bei knapp 120 kW, was in einem sehr guten Verhältnis zur maximalen Ladeleistung steht. Der Cupra Tavascan VZ ist bestimmt kein Schnellladebiest aber dank dem guten Batteriemanagementsystem werden die technischen Gegebenheiten optimal ausgenutzt. Damit kann es der Tavascan beim Schnellladen durchaus auch mit Fahrzeugen mit einer höheren maximalen Ladeleistung aufnehmen. |
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Fazit
Understatement ist nicht die Sache des Cupra Tavascan VZ. Er ist sicher eines der emotionalsten E-Autos auf der MEB-Plattform, was sowohl für die Performance als auch bezüglich der optischen Erscheinung gilt. Das effektvolle Design wird sowohl innen wie aussen konsequent durchgezogen und ist am Ende natürlich auch eine Frage der persönlichen Präferenzen. Neben der hohen Leistung und dem sportlichen Antritt verfügt der Wagen bei Reichweite oder Schnelladefähigkeit über eher durchschnittliche Werte. Diese werden aber ein Stück weit durch die Software kompensiert, die bezüglich Ladeplanung und Batteriemanagement sehr gute Ergebnisse liefert und dafür sorgt, dass beim Schnellladen so ziemlich das Maximum aus den vorhandenen Möglichkeiten herausgeholt wird.