Erhöht jetzt auch GOFAST die Preise?
Preisgestaltung und Preistransparenz beim Strom für Elektroautos sind Dauerthemen seit es öffentliche Ladestationen gibt. Mit den steigenden Energiepreisen ebbt die Diskussion logischerweise auch nicht ab. Wie die Preise fürs Schnellladen bei GOFAST zustande kommen und was wir uns dabei gedacht haben, erklären wir in diesem Blogbeitrag.
Abhängigkeit von Strompreis, Infrastrukturkosten und Lage
Die Meinungen unserer Kundinnen und Kunden zu den Kilowattstundenpreisen gehen auseinander. Obwohl wir erwiesenermassen zu den günstigsten Schnellladeanbietern in der Schweiz gehören, ist auf den Sozialen Medien oder in Rezensionen bisweilen von Wucher, Abzocke oder Höchstpreispolitik die Rede. Meist ist dies allerdings auf eine unsachgemässe Verwendung unserer Anlagen zurückzuführen, wie zum Beispiel mehrstündiges AC-Laden, falsche Wahl des E-Mobilitätsdienstleisters oder dergleichen. Unbestritten aber kostet Schnellladen mehr als zu Hause an der Wallbox und wird nun auch mit den steigenden Energiepreisen teurer. Drei Hauptfaktoren bestimmen bei GOFAST den Kilowattstundentarif: Der Strompreis, die Bau- und Instandhaltungskosten sowie auch die Lage und Attraktivität eines Standorts.
Strompreis: Energie ist nicht gratis
Klar ist: Jede Form von Energie hat ihren Preis, weil sie irgendwo gewonnen und dann auch bis zum Verbrauchsort transportiert werden muss. Im Fall von elektrischer Energie muss heute gesagt werden, dass der Strom bis vor Kurzem sehr billig war.
Noch vor ein paar Jahren war die Rede von einer Stromschwemme, die aufgrund günstig produzierten Kohlestroms, den europäischen Markt flutete und auf die Preise drückte. Hinzu kommt, dass in der Anfangszeit der Elektroautos Ladestrom oft gratis zur Verfügung gestellt wurde, was bei manchen E-Autofahrenden ein verzerrtes Bild der effektiven Energiekosten ihrer Mobilität geschaffen hat. In diesem Sinne erleben wir mit den gestiegenen Strompreisen jetzt eine gewisse Korrektur, die vor allem auch die meist etwas höheren Gestehungskosten für erneuerbare Energien besser abbilden. |
Die Sache mit dem Leistungspreis
Beim Einkauf von Strom kommt für Anbieter von Schnellladestationen eine Kostenkomponente hinzu, der Privathaushalte in der Regel nicht begegnen. Neben den Netznutzungskosten, den staatlichen Abgaben und den Kosten für die bezogene Energie, verrechnen Energieversorger nämlich auch einen Preis für die höchste bezogene Leistung im Abrechnungszeitraum, den sogenannten Leistungspreis. Mit diesem werden Energieversorger dafür entschädigt, dass sie jederzeit auch den Bezug von sehr hohen Leistungen ermöglichen. Wie die anderen Kosten variiert auch der Leistungspreis von Anbieter zu Anbieter und kann bis zu 15 Franken pro Kilowatt betragen. Beim Schnellladen von Elektroautos kann diese Kostenstruktur insbesondere an kleinen Standorten schnell zu relativ hohen Kosten führen, da die bei einem Ladevorgang nachgefragte Energiemenge zwar nicht so hoch ist, aber mit einer sehr hohen Leistung bezogen wird. Dieser Leistungspreis sorgt dann dafür, dass der von GOFAST eingekaufte Strom sogar teurer ist als für unsere Kunden zu Hause.
Rechenbeispiel monatliche Stromkosten mit Leistungspreis
Beispielstandort mit 2 Ladeplätzen und einer 300 Kilowatt HPC Ladesäule:
Bezogene Energiemenge pro Monat à |
6'000 kWh | 1'800 CHF |
Leistungspreis* für monatliche Leistungsspitze |
300 kW | 2'400 CHF |
Preis pro kWh inkl. Leistungspreis | 1 kWh | 70 Rp./kWh |
*Der höchste Leistungspreis eines Anbieters beläuft sich auf 15 Franken pro Kilowatt des monatlichen Spitzenwerts. Im obigen Beispiel kämen wir damit auf einen Preis von CHF 1.05 pro Kilowattstunde. Die Komponente Leistungspreis würde hier also über 70% der Stromkosten definieren.
Strompreise variieren je nach Standort und Tageszeit stark
Zurzeit kauft GOFAST den durch die Ladestationen fliessenden Strom an den meisten Standorten beim jeweils zuständigen Energiedienstleister ein. Abhängig von den Netzkosten und den Produktions- und Beschaffungskosten variieren die Preise stark von Anbieter zu Anbieter.
Es ist also möglich, dass wir an einem Standort 40 Rappen und an einem anderen nur 20 Rappen pro Kilowattstunde bezahlen müssen. Dank der Grösse des GOFAST Schnellladenetzes können wir diese Preisdifferenz über die verschiedenen Standorte verteilt etwas glätten, ohne sie 1:1 an unsere Kundinnen und Kunden weiterzugeben. Hinzu kommt, dass die meisten Schnellladevorgänge tagsüber und damit zu Hochtarifen stattfinden, während zu Hause oft mit günstigem Nachtstrom geladen werden kann. |
Schnellladeinfrastruktur ist teuer
Es mag auf den ersten Eindruck nicht so aussehen, aber eine funktionierende Schnellladestation mit Leistungen von 300 Kilowatt oder mehr, kostet eine Menge Geld. Neben den Kosten für die Ladesäulen selbst investieren wir viel in den Stromanschluss (oft mit einer neuen Trafostation, um die hohen Leistungen verfügbar zu machen) und tätigen bauliche Anpassungen. Bei grösseren Standorten bauen wir zudem oft ein Solardach über die Anlage. Bei grösseren Ladehubs mit mehreren Ladestationen können diese Kosten zusammen mehr als eine Million Franken betragen. Nach der Erstinstallation kommen dann noch laufende Kosten für Betrieb, Wartung und Erneuerung hinzu. Während unser Geschäftsmodell auf Langfristigkeit ausgelegt ist, schlagen auf kurze Sicht also vor allem die Investitionen zu Buche
Standortfaktoren
Etwas weniger offensichtlich variieren die Preise bei GOFAST auch abhängig von der Lage eines Standorts. Weil an hoch frequentierten oder urbanen Standorten mit einem attraktiven Verweilangebot in der Regel auch höhere Mietkosten für Parkplätze entstehen, fallen an solchen Standorten auch die Preise pro Kilowattstunde leicht höher aus. Variable Preise, die auch diese Faktoren abbilden, erlauben unseren Kundinnen und Kunden eine bedürfnisorientierte Standortwahl, die auch in den Ladekosten reflektiert wird. Für uns als Anbieter bietet sich ausserdem die Möglichkeit einer gewissen Frequenzsteuerung.
Fazit
Öffentliches Schnellladen ist in der Regel tatsächlich teurer als AC-Laden an der Wallbox zu Hause. Das hat aber wenig mit kurzfristigem Profit, sondern viel mehr mit den effektiven Energiepreisen und den Kosten für die Erstellung und Instandhaltung der Schnellladeinfrastruktur zu tun. Der für Privathaushalte in der Regel nicht relevante Leistungspreis hat insbesondere an kleinen Standorten einen grossen Einfluss auf die Stromkosten. Die Strompreise unterscheiden sich zudem stark, je nach kommunalem Energiedienstleister. Abhängig davon und von der Attraktivität eines Standorts, legt GOFAST dann an jedem Standort leicht variable Preise pro Kilowattstunde fest. Wenn man all diese Faktoren berücksichtigt, meinen wir, dass wir faire Preise festlegen, welche für die Kundinnen und Kunden attraktiv sind und uns langfristig erlauben, unsere Standorte erfolgreich zu betreiben, auszubauen und zu erweitern.