Wären Elektroautos schuld an einem Blackout?
Angesichts einer denkbaren Strommangellage in diesem Winter, kommen auch unweigerlich Elektroautos als zusätzliche Stromverbraucher zur Sprache. Tatsächlich kann der Verbrauch eines Elektroautos bis zur Hälfte des jährlichen Strombedarfs eines Haushalts betragen. Warum wir überzeugt sind, dass Elektroautos aber trotzdem Teil der Lösung und nicht des Problems sind, erklären wir in diesem Blogartikel.
Nur 1,4 Prozent des Strombedarfs
Natürlich braucht es für den Betrieb von Elektroautos nicht geringe Mengen an Strom. Rechnet man mit einem jährlichen Stromverbrauch eines E-Autos von rund 2'500 Kilowattstunden entspricht das schon bis zur Hälfte des Strombedarfs eines Haushalts. Allerdings gehören die rund 100'000 Elektrofahrzeuge auf Schweizer Strassen heute noch nicht zu den grossen Stromfressern. Der Anteil der E-Mobilität am Stromverbrauch der Privathaushalte macht damit gerade mal 1,4 Prozent aus. In Zukunft sieht es dann aber anders aus. Bei einem weitgehend elektrifizierten Privatverkehr gehen Schätzungen von einem Strombedarf von 10-15 Terrawattstunden aus, was etwa 10% des gesamten Strombedarfs in der Schweiz ausmacht. Dieser Wert dürfte allerdings erst nach 2030 erreicht werden.
Elektroautos haben viel höhere Energieeffizienz
Aktuell ist vor allem von der Strommangellage die Rede, weil es diesen Winter konkret an dieser Energieform mangeln könnte. Das grössere Bild ist aber eigentlich die Energiemangellage im Allgemeinen. Und da sind Autos, die mit Strom betrieben werden eine deutlich bessere Wahl. Elektromotoren setzen nämlich rund 80 Prozent der zugeführten Energie in Bewegung um im Vergleich zu Verbrennungsmotoren, bei denen sich nur etwa 27 Prozent in Bewegung umschlagen (Vgl. diesen Beitrag des BMUV). Mit E-Mobilität kann also im Vergleich zur heutigen Mobilität deutlich Energie gespart werden.
Klimaschutz und Politik
Neben dem Beitrag, den die Elektromobilität zur Reduktion der Treibhausgasemissionen leistet, ist der Übergang weg von fossilen Energieträgern hin zu Strom, der weitgehend aus erneuerbaren Quellen produziert wird, auch angesichts der aktuellen geopolitischen Unsicherheiten wünschenswert. Im Gegensatz zu anderen Energiequellen, kann Strom nämlich zu einem grossen Teil im Inland und auch sehr dezentral produziert werden, was Abhängigkeiten und Versorgungsunsicherheiten reduziert. Mittelfristig ist also in der Schweiz und der EU produzierter Ökostrom die ökologisch und geopolitisch sinnvollste Lösung.
Elektroautos als Speicherlösung
Eine Herausforderung bei Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonnenenergie ist die Speicherung, da der Strom oft nicht dann produziert wird, wenn auch die Nachfrage am höchsten ist. Für dieses Problem kommen Elektroautos mit ihren relativ grossen Batterien als dezentrale Speicherlösung ins Spiel.
Tatsächlich beläuft sich die Standzeit von Privatautos auf bis zu 23 Stunden pro Tag, wodurch sie quasi als mobile Powerbanks genutzt werden können, die ähnlich einem Stausee zu einem grossen Energiespeicher zusammengeschlossen werden können. So kann beispielsweise tagsüber produzierter Solarstrom im Auto gespeichert werden und von da zu Spitzenzeiten wieder ins Netz zurückgespeist werden. Die benötigte Technologie existiert bereits und aktuell läuft ein Pilotprojekt des Carsharing Anbieters Mobility mit 50 Fahrzeugen an 40 unterschiedlichen Standorten in der ganzen Schweiz. |
Im Winter nicht optimal
Eines lässt sich nicht wegdiskutieren: Bei kalten Temperaturen sind Elektroautos weniger leistungsfähig, resp. verbrauchen mehr Strom als bei warmen Temperaturen. Zum einen liegt das daran, dass die Batteriezellenkapazität bei Kälte niedriger ist, was meistens durch eine Batterieheizung kompensiert wird, die wiederum Energie verbraucht. Zum anderen wird im Winter auch noch zusätzliche Energie für die Luftheizung verwendet, was gemäss TCS einen zusätzlichen Energieverbrauch von 10-20 Prozent ausmacht. Realistische Tests zeigen eine kältebedingte Reduktion der Reichweite um durchschnittlich 18 Prozent.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass E-Autos als Stromverbraucher aktuell kein wesentlicher Faktor und mittelfristig eher Teil der Lösung sind, da sie mit der wesentlich effizienteren Antriebsform den Energieverbrauch senken und als Speicher zur Netzstabilität beitragen können. Die Transformation weg von importierten fossilen Energieträgern hin zu mehrheitlich im Inland produziertem Ökostrom ist allerdings noch im Gange. Und klar: Auch ein E-Auto ist ein Gerät, das Energie verbraucht, die weder gratis noch unbegrenzt zur Verfügung steht. Wie du deshalb auch mit E-Auto Strom sparen kannst, erklären wir in diesem Blogbeitrag.